7. Januar 2025

Eitel Daniel

Content, der deine potenziellen Kunden bewegt

Foto von Patrick Tomasso

Menschen kaufen keine Produkte, sondern Bedeutungen. Und sie folgen keinen Marken mehr, weil diese am lautesten schreien, vielmehr weil sie am meisten geben: Orientierung, Wissen, Inspiration. Genau hier beginnt Content-Marketing. Es ersetzt nicht die klassische Werbung, aber es erfüllt eine andere, oft viel wichtigere Aufgabe: Vertrauen aufbauen, Relevanz erzeugen, Nähe schaffen.

Denn: Wer heute googelt, scrollt oder klickt, will keine Verkaufsbotschaft, sondern eine Antwort. Kein Produkttext, sondern einen Aha-Moment. Kein Werbeversprechen, sondern eine ehrliche Einschätzung.

In einer Zeit, in der Aufmerksamkeit ein rares Gut ist, braucht Marketing einen anderen Zugang. Und der beginnt mit dem Willen, nützlich zu sein. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Themen findest, die deine Kunden wirklich bewegen und daraus Inhalte entwickelst, die gelesen, geteilt und erinnert werden.

Der Perspektivwechsel: Nicht du bist wichtig, sondern dein Kunde

Viele Unternehmen starten ihr Content-Marketing aus einem verständlichen, aber gefährlichen Reflex: „Wir müssen erzählen, was wir machen.“ Doch der Leser fragt nicht: „Was kann dieses Unternehmen?“ Er fragt: „Was bringt mir das?“ Und genau hier beginnt der Perspektivwechsel.

Gute Inhalte lösen Probleme. Sie beantworten Fragen, liefern Orientierung, helfen bei Entscheidungen. Dafür musst du nicht erklären, was du tust, sondern warum es für deine Zielgruppe relevant ist.

Was Kunden wirklich wollen:

  • Information – klar, verständlich und umsetzbar
  • Einordnung – was bedeutet das für mich?
  • Entscheidungshilfe – was ist richtig, was ist riskant?

Typische Fehler im Content-Marketing:

  • „Produkt-Marketing“ statt „Problem-Marketing“
  • Selbstbeweihräucherung statt Kundensprache
  • Zu technisch, zu werblich, zu unklar

Die 3 wichtigsten Fragen für jeden Inhalt:

  1. Wer liest das? – Welche Rolle, welches Wissen, welches Problem?
  2. Was braucht diese Person? – Information, Motivation, Entscheidungshilfe?
  3. Was soll nach dem Lesen passieren? – Kontakt, Vertrauen, Handlung?

Je klarer du diese Fragen beantworten kannst, desto relevanter wird dein Content und desto eher wirst du gelesen, statt weggeklickt.

Themenquellen, die du sofort nutzen kannst

Guter Content beginnt nicht mit Brainstorming, sondern mit Zuhören. Denn die Themen, die deine Kunden bewegen, sind längst da … in Gesprächen, in Suchanfragen, in Kommentaren. Du musst sie nur sichtbar machen. Hier sind die zuverlässigsten Quellen, die du sofort nutzen kannst:

1. Kundenfragen aus Vertrieb, Support und Beratung

Niemand kennt die echten Probleme deiner Zielgruppe besser als dein Kundenservice oder dein Vertriebsteam. Welche Fragen kommen immer wieder? Welche Missverständnisse? Welche Unsicherheiten? Sammle Fragen in einem geteilten Dokument oder nutze ein CRM mit Notizfunktion.

2. Keyword-Recherche: Was wird wirklich gesucht?

Tools wie Google Suggest, AnswerThePublic oder Ubersuggest zeigen dir, welche Suchbegriffe Menschen tatsächlich eintippen, und damit, welche Probleme und Interessen sie haben. Achte auf Suchintentionen: Informationssuche („wie …“), Kaufinteresse („beste …“) oder Problemlösung („Lösung für …“).

3. Social Listening: Kommentare, Foren, Bewertungen

Was schreiben Menschen unter YouTube-Videos, auf Reddit, in Facebook-Gruppen oder unter LinkedIn-Beiträgen? Welche Fragen werden gestellt, welche Themen emotional diskutiert? Auch Rezensionen bei Amazon oder in App-Stores können wertvolle Einblicke liefern, nicht nur zu Produkten, sondern zu Bedürfnissen und Erwartungen.

4. Wettbewerbsanalyse: Was funktioniert bei anderen?

Welche Inhalte erzeugen bei deinen Mitbewerbern viel Reichweite, Reaktionen oder Shares? Welche Themen werden häufig aufgegriffen und wo findest du eine Lücke, die du mit deiner Perspektive füllen kannst? Nutze Tools wie BuzzSumo, Feedly oder einfache LinkedIn-Analysen für Inspiration.

Du musst die Themen nicht erfinden. Du musst sie finden. Und dann in eine Form bringen, die zu deinem Stil und deiner Zielgruppe passt.

Von der Idee zur Struktur: Themen clustern & systematisieren

Einzelne gute Ideen sind wertvoll – aber erst ein durchdachtes Themen-System macht Content-Marketing langfristig erfolgreich. Denn: Nur wer systematisch denkt, kann wiederkehrend Inhalte entwickeln, ohne ständig von vorne anzufangen.

Themengruppen statt Einzelideen: So entsteht redaktionelle Tiefe

Statt 20 isolierten Blogartikeln zu schreiben, ist es wirkungsvoller, Inhalte in Clustern zu planen. Ein Cluster ist eine übergeordnete Themenwelt (z. B. „Kundengewinnung“), zu der du mehrere Unterthemen aufbereitest (z. B. Social Selling, Landingpages, E-Mail-Kampagnen). Der Vorteil ist, dass deine Inhalte wie eine Serie wirkend, die aufeinander aufbaut und dadurch Tiefe und Autorität schafft.

Content-Hubs: Wie du Autorität aufbaust

Ein Content-Hub ist eine zentrale Seite oder Kategorie, die alle Inhalte zu einem Thema bündelt. So entsteht eine strukturierte User Journey, und ganz nebenbei auch ein SEO-Vorteil. Beispielsweise ein Hub zu „Nachhaltigkeit in der Logistik“ mit Artikeln, FAQs, Checklisten und Interviews.

Evergreen vs. aktuelle Themen: der richtige Mix

  • Evergreens: Zeitlose Inhalte, die dauerhaft gesucht werden (z. B. „Was ist Content-Marketing?“)
  • Aktuelle Inhalte: Aufgreifen von Trends, Events oder Neuigkeiten (z. B. „Was bedeutet Googles neues KI-Update für deinen Content?“)

Plane 70 % als Evergreens, 30 % als Reaktions-Content. So bleibst du sichtbar und relevant.

Wer Inhalte systematisch strukturiert, spart nicht nur Zeit, sondern baut auch schneller Vertrauen, Relevanz und Sichtbarkeit auf.

Content-Ideen aus dem Alltag schöpfen

Die besten Inhalte entstehen oft nicht am Schreibtisch, sondern mitten im Tagesgeschäft. In Kundengesprächen, im Team-Meeting, bei Projektfeedbacks. Wer genau hinhört, merkt schnell: Der Alltag liefert mehr als genug Stoff … man muss ihn nur erkennen und festhalten.

Storytelling aus realen Erfahrungen

Du hast ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, ein Problem clever gelöst oder aus einem Fehler gelernt? Perfekt. Genau das interessiert andere Unternehmer, Fachleute oder potenzielle Kunden. Sie wollen wissen, wie du arbeitest, denkst und Entscheidungen triffst. Zum Beispiel: „Wie wir einen Produktlaunch in 10 Tagen gerettet haben … mit diesen drei Maßnahmen.“

Case Studies, Behind the Scenes, Learnings

Menschen lieben Einblicke hinter die Kulissen, solange sie ehrlich sind. Kein Hochglanz-Marketing, sondern echte Erfahrungen. Zeige Prozesse, Entscheidungen und Denkwege. Das schafft Nähe und Vertrauen. Nimm Themen, die du deinem Azubi oder neuen Mitarbeitenden erklären würdest und mach daraus Content.

Content-Recycling: E-Mails, Vorträge, Workshops nutzen

Du hast einen Vortrag gehalten, eine Kundenpräsentation erstellt oder eine starke E-Mail formuliert? Nutze das! Viele Inhalte sind bereits da und müssen nur angepasst und veröffentlicht werden, z.B. als Blogartikel, LinkedIn-Post, Podcast-Folge, Newsletter, Whitepaper. Und das alles aus einem Ursprungsthema.

Du brauchst keine stundenlangen Brainstormings. Du brauchst offene Augen und Ohren sowie eine geeignete Struktur, um spontane Ideen festzuhalten und weiterzuentwickeln.

Der Reality-Check: Welche Themen performen wirklich?

Nicht jeder Inhalt zündet. Nicht jeder Beitrag wird geteilt. Und nicht jede Idee, die im Meeting begeistert, funktioniert auch in der Realität. Deshalb braucht gutes Content-Marketing nicht nur Kreativität, sondern auch Ehrlichkeit: Was funktioniert wirklich, und was nicht?

Messbare Indikatoren für Content-Erfolg

Damit du aus Vermutungen Gewissheiten machst, brauchst du ein paar einfache Kennzahlen:

  • Aufrufe / Reichweite: Wird der Content überhaupt gesehen?
  • Verweildauer / Scrolltiefe: Bleiben die Leser dran oder springen sie ab?
  • Interaktionen / Kommentare: Regt der Inhalt zum Nachdenken oder Handeln an?
  • Conversions: Führt der Inhalt zu konkreten Anfragen, Downloads oder Käufen?

Nutze Google Analytics, Social-Media-Insights oder einfache Link-Tracking-Tools.

Was performt gut und warum?

Analysiere regelmäßig deine Top-Inhalte:

  • Welches Thema wurde behandelt?
  • In welchem Format?
  • Über welchen Kanal wurde es verbreitet?
  • Welche Tonalität oder Perspektive war gewählt?

Oft zeigt sich: Nicht das perfekte Design überzeugt, sondern die Relevanz und Klarheit des Inhalts.

Lernen, was nicht funktioniert

Ein Beitrag fliegt unter dem Radar? Kein Problem, solange du daraus lernst:

  • War das Thema zu speziell?
  • Hat die Headline nicht gezogen?
  • Wurde es zum falschen Zeitpunkt gepostet?

Mache regelmäßig eine simple Content-Retrospektive: 1x pro Quartal, 60 Minuten, drei Fragen:

  1. Was hat funktioniert?
  2. Was nicht?
  3. Was ändern wir?

Content-Marketing ist kein Ratespiel. Es ist ein Lernsystem. Und je besser du verstehst, welche Inhalte Wirkung entfalten desto effizienter wird deine Content-Strategie.

TL;DR | Relevanz ist kein Zufall

Guter Content fällt nicht vom Himmel. Er entsteht dort, wo du deinen Kunden wirklich zuhörst, ihre Probleme ernst nimmst und bereit bist, echte Mehrwerte zu liefern … nicht nur leere Versprechen.

Was du aus diesem Artikel mitnehmen solltest:

  • Relevante Themen liegen oft direkt vor dir: in Fragen, Gesprächen und Suchanfragen.
  • Der Schlüssel liegt im Perspektivwechsel: Weg von dir, hin zum Kunden.
  • Wer Inhalte systematisch clustert und plant, spart Zeit und erhöht die Wirkung.
  • Der Alltag liefert mehr Ideen, als du denkst … du musst sie nur festhalten.
  • Und am Ende entscheidet nicht dein Bauchgefühl, sondern dein Feedback-Loop: Was kommt an, was nicht, was braucht Veränderung?

Content-Marketing ist kein Hype, sondern Handwerk. Und wie jedes gute Handwerk beginnt es mit Aufmerksamkeit, Sorgfalt und dem Willen, Nutzen zu stiften. Wenn du Inhalte entwickeln willst, die wirken, beginne nicht bei dir, sondern bei den Menschen, die du erreichen willst. Dann wird aus Content kein Selbstzweck, sondern ein echter Wachstumstreiber für dein Unternehmen.

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