25. August 2025

Eitel Daniel

Marketing in KMU: Klare Zuständigkeiten machen den Unterschied

Foto von Annie Spratt

Oftmals hat man das Gefühl, dass das Marketing im Tagesgeschäft immer wieder hintenüberfällt. Da ist die tägliche Arbeit mit Kunden, da sind Rechnungen, Angebote, Mitarbeiterfragen. Und irgendwo dazwischen sollte man auch noch die Website pflegen, auf Facebook etwas posten und vielleicht sogar einen Newsletter schreiben. Am Ende bleibt es beim guten Vorsatz. Wochen oder Monate vergehen, ohne dass etwas Neues nach außen kommuniziert wird.

Genau hier liegt die größte Schwäche vieler kleiner Unternehmen. Marketing wird nicht ernsthaft eingeplant, sondern wie ein Anhängsel behandelt. Dabei ist es nicht die fehlende Lust, sondern die fehlende Organisation, die dafür sorgt, dass man unsichtbar bleibt. Wer sein Marketing in den Griff bekommen will, braucht keine große Abteilung, sondern Klarheit über Aufgaben und Zuständigkeiten.

Warum Marketing nicht nebenbei funktioniert

Ein Beispiel zeigt, wie schnell man ins Stolpern gerät. Nehmen wir den Malermeister Müller, der mit drei Angestellten im Saarland arbeitet. Er hat eigentlich ein gutes Geschäft, lebt viel von Stammkunden und Empfehlungen. Doch er weiß auch, dass neue Kunden verstärkt online suchen. Also beschließt er, regelmäßig Fotos von Projekten auf Instagram zu teilen. Die ersten Wochen klappt es ganz gut, dann kommt ein Auftrag rein, der viel Zeit frisst, und plötzlich ist der Account wochenlang still.

Das Problem ist nicht die Idee, sondern die fehlende Struktur. Wenn niemand klar zuständig ist, wird Marketing immer von den dringenden Dingen verdrängt. Die Folge sind veraltete Informationen, unregelmäßige Sichtbarkeit und ein Eindruck, der dem Unternehmen eher schadet als nützt.

Wer Marketing ernst nimmt, erkennt, dass es nicht um kurzfristige Aktionen geht, sondern um Verlässlichkeit. Kunden merken, wenn ein Unternehmen regelmäßig kommuniziert. Sie merken aber auch, wenn plötzlich Funkstille herrscht. Deshalb braucht es klare Rollen, auch im kleinsten Team.

Welche Aufgaben wirklich wichtig sind

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer scheuen das Thema, weil sie glauben, es sei zu komplex. Dabei lässt sich Marketing in wenige Aufgabenbereiche herunterbrechen, die man im Blick behalten sollte.

Am Anfang steht die Strategie. Sie ist so etwas wie das Fundament. Ohne zu wissen, wen man erreichen möchte und welche Botschaft man vermitteln will, laufen alle Maßnahmen ins Leere. Ein Handwerksbetrieb muss sich fragen, ob er eher Privatkunden ansprechen will oder Architekten und Bauträger. Die Entscheidung beeinflusst alles Weitere.

Dann kommt die Content-Erstellung. Inhalte sind die eigentliche Sprache nach außen. Das können Fotos von Projekten sein, kurze Erfahrungsberichte zufriedener Kunden oder einfache Texte auf der Website. Entscheidend ist, dass sie verständlich, authentisch und regelmäßig erscheinen.

Darauf folgt die Distribution. Inhalte, die niemand sieht, bringen nichts. Es reicht nicht, ein Bild in einer WhatsApp-Gruppe zu teilen. Die Frage lautet, auf welchen Kanälen die Zielgruppe unterwegs ist. Für den Malerbetrieb könnte das Facebook sein, für eine Beratungsfirma eher LinkedIn, für einen Online-Shop natürlich auch Google-Suche und Newsletter.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Analyse. Hier geht es nicht um komplizierte Excel-Tabellen, sondern um das Bewusstsein, dass man prüfen sollte, ob das eigene Marketing Wirkung zeigt. Schon kleine Fragen helfen weiter. Haben mehr Menschen auf der Website angerufen? Kommen neue Anfragen über Google? Reagieren Kunden auf die Beiträge?

Und schließlich gibt es noch die Koordination. Das klingt trocken, ist aber der Schlüssel. Ohne Plan und Absprachen bleibt Marketing ein Flickenteppich. Ein einfacher Kalender, in dem steht, wann welcher Beitrag online gehen soll, reicht oft schon, um Ordnung zu schaffen.

Rollen schaffen auch in kleinen Teams

Viele kleine Betriebe schrecken vor dem Gedanken zurück, Rollen einzuführen. Schließlich gibt es oft keine Marketingabteilung, manchmal nicht einmal eine einzelne verantwortliche Person. Doch Rollen bedeuten nicht automatisch neue Stellen. Sie bedeuten, dass Aufgaben sichtbar gemacht werden.

Im Handwerksbetrieb könnte die Geschäftsführerin die strategische Steuerung übernehmen. Sie entscheidet, welche Zielgruppe angesprochen werden soll und welche Botschaften wichtig sind. Ein Mitarbeiter mit Interesse an Technik und Fotografie könnte die Inhalte aufnehmen, etwa Bilder von Projekten oder kleine Vorher-nachher-Vergleiche. Jemand anderes, vielleicht die Büroangestellte, kümmert sich darum, dass diese Inhalte regelmäßig auf der Website oder den Social-Media-Kanälen erscheinen. Und schließlich sollte es jemanden geben, der hin und wieder prüft, ob die Maßnahmen Wirkung zeigen.

Selbst wenn manche Rollen von derselben Person übernommen werden, ist es hilfreich, sie zu benennen. Das sorgt dafür, dass nichts verloren geht und jeder weiß, wofür er verantwortlich ist.

Was man besser auslagert

Nicht jede Aufgabe muss im eigenen Unternehmen erledigt werden. Viele kleine Betriebe sind überfordert, wenn sie alles selbst machen wollen. Deshalb lohnt es sich, zwischen internen Aufgaben und externer Unterstützung zu unterscheiden.

Strategische Entscheidungen, die Kenntnis über Kunden und Produkte und die Freigabe von Inhalten gehören ins Unternehmen. Niemand kennt die Kundenfragen besser als der Handwerksmeister, niemand kann beurteilen, welche Projekte repräsentativ sind.

Externe Partner können dagegen dort unterstützen, wo spezielles Wissen oder viel Zeit nötig ist. Ein Grafikdesigner erstellt ein einheitliches Logo, eine Agentur optimiert die Website für Suchmaschinen, ein Freelancer schreibt längere Blogtexte. So wird das interne Team entlastet, ohne die Kontrolle aus der Hand zu geben.

Wichtig ist, dass externe Partner nicht isoliert arbeiten. Sie sollten als Erweiterung des Teams verstanden werden. Klare Briefings und regelmäßige Abstimmungen sorgen dafür, dass die Zusammenarbeit funktioniert.

Routinen statt Stress

Viele Unternehmer glauben, Marketing koste zu viel Zeit. Doch es sind oft nicht die Inhalte selbst, die aufhalten, sondern die fehlende Routine. Wer jeden Beitrag neu erfinden will, gibt schnell auf. Wer dagegen ein System entwickelt, spart Zeit und bleibt dran.

Ein Beispiel macht es deutlich. Der Malerbetrieb entscheidet, jeden Monat ein abgeschlossenes Projekt zu zeigen. Dafür werden beim Abschluss Fotos gemacht, der Kunde nach einer kurzen Zustimmung gefragt und der Beitrag vorbereitet. Im Redaktionskalender ist festgelegt, dass der Beitrag immer am ersten Montag des Monats erscheint. Mit diesem kleinen System entstehen zwölf Beiträge im Jahr, ohne dass jemand ständig improvisieren muss.

Wiederverwendung spielt ebenfalls eine Rolle. Ein Kundeninterview kann auf der Website erscheinen, im Newsletter aufgegriffen und als kurzer Beitrag in den sozialen Medien genutzt werden. Aus einer einzigen Quelle entstehen mehrere Inhalte.

Die Rolle von Tools

Auch kleine Teams profitieren von einfachen Hilfsmitteln. Ein Projektmanagement-Tool hilft, Aufgaben sichtbar zu machen und Termine zu koordinieren. Es reicht, wenn jeder weiß, was ansteht und wann es erledigt sein soll. Kommunikationstools erleichtern den Austausch, besonders wenn externe Partner eingebunden sind. Und für die Zusammenarbeit an Texten oder Bildern gibt es kostenlose Online-Dokumente, die Mehrfachversionen vermeiden.

Die Auswahl der Tools muss nicht groß sein. Entscheidend ist, dass sie zum Team passen und regelmäßig genutzt werden. Lieber ein einfaches System, das funktioniert, als eine komplexe Lösung, die niemand bedient.

Typische Fehler vermeiden

Viele Unternehmer machen den Fehler, alles allein erledigen zu wollen. Das führt zu Überlastung und irgendwann zu Resignation. Besser ist es, die Verantwortung zu verteilen und Unterstützung anzunehmen.

Ein anderer häufiger Fehler ist die falsche Erwartung. Wer glaubt, ein einzelner Post bringe sofort neue Kunden, wird enttäuscht sein. Sichtbarkeit entsteht durch Kontinuität. Marketing ist ein Marathon, kein Sprint.

Auch fehlende Abstimmungen sind ein Stolperstein. Wenn nicht klar ist, wer wofür zuständig ist, bleiben Aufgaben liegen oder werden doppelt gemacht. Ein einfacher Plan hilft, solche Probleme zu vermeiden.

TL;DR | Mit Struktur zum Erfolg

Marketing im kleinen Unternehmen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Es entscheidet darüber, ob man wahrgenommen wird oder im Hintergrund bleibt. Dabei geht es nicht um aufwendige Kampagnen, sondern um klare Zuständigkeiten, kleine Routinen und die Bereitschaft, Verantwortung zu teilen.

Das Beispiel des Malerbetriebs zeigt, dass schon wenige, einfache Maßnahmen den Unterschied machen können. Wenn jeder im Team weiß, was zu tun ist, wenn Aufgaben nicht dem Zufall überlassen werden und wenn man bereit ist, externe Hilfe klug einzusetzen, entsteht eine Verlässlichkeit, die Kunden spüren.

Kleine Unternehmen haben nicht die Größe großer Marketingabteilungen. Aber sie haben den Vorteil, nah an ihren Kunden zu sein. Mit der richtigen Organisation können sie genau daraus Kapital schlagen. Marketing wird dann nicht zur lästigen Zusatzaufgabe, sondern zu einem festen Bestandteil des Geschäftsalltags.

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