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Warum läuft es eigentlich nicht besser? Diese Frage stellen sich viele Unternehmer, Startups und Selbstständige, oft mit Blick auf den Vertrieb, die Website oder die Umsatzzahlen. Die Produkte sind gut. Die Qualität stimmt. Und trotzdem bleibt der große Durchbruch aus. Die Ursache liegt häufig nicht im Produkt, sondern im Denken. Genauer gesagt: in Denkfehlern über Marketing.
Denn Marketing ist kein Bauchgefühl und keine Bauchladen-Taktik. Es ist ein System, und genau das fehlt vielen Unternehmen, die sich im Tagesgeschäft verlieren. Ob es die Annahme ist, dass sich gute Produkte von selbst verkaufen, oder der Glaube, dass ein paar Instagram-Posts reichen: Die größten Blockaden im Marketing entstehen im Kopf, und nicht im Budget.
In diesem Artikel zeige ich dir fünf typische Denkfehler, die dich Reichweite, Leads und Umsatz kosten. Und vor allem: Ich zeige dir, wie du es besser machen kannst, ganz ohne teures Rebranding oder externe Agentur.
Denkfehler #1: „Das Produkt verkauft sich von selbst“
„Wenn das Produkt gut ist, wird sich das schon rumsprechen.“ Ein Satz, der sich hartnäckig hält, vor allem im technischen Mittelstand, bei Gründern mit Ingenieur-Mentalität oder in der Beratung. Doch in Wahrheit ist er brandgefährlich. Denn: Produkte verkaufen sich nicht. Menschen kaufen. Und Menschen kaufen nur dann, wenn sie verstehen, warum sie etwas brauchen, was genau sie davon haben, und warum sie ausgerechnet bei dir kaufen sollten.
Technische Exzellenz reicht nicht. Wenn der Nutzen nicht klar ist, die Geschichte fehlt oder der Zugang zu deinem Produkt zu kompliziert ist, wirst du trotz Top-Leistung übersehen. Oder schlimmer: Mit günstigeren, schlechteren Anbietern verglichen, weil du dich nicht positioniert hast.
Die Realität ist: Ein gutes Produkt ist die Pflicht. Marketing ist die Kür. Und wer die Kür ignoriert, spielt nie im Finale.
Was du stattdessen tun solltest: Arbeite an deiner Positionierung, formuliere einen klaren Kundennutzen und entwickle eine Story, die dein Angebot auf den Punkt bringt … verständlich, relevant und wiedererkennbar.
Denkfehler #2: „Unsere Website reicht doch“
„Wir haben doch eine Website, da steht doch alles drauf.“ Ja, sie ist da. Aber wird sie auch gefunden? Wird sie verstanden? Führt sie zu Anfragen? Oder ist sie nur ein digitales Schaufenster mit der Wirkung eines leeren Ladens?
Viele Unternehmen glauben, dass mit einer hübschen Website das Thema Marketing erledigt sei. Doch in Wahrheit ist sie nur ein Baustein im System, und kein Selbstläufer. Eine Website ohne Traffic, ohne Conversion-Strategie und ohne klare Botschaft ist wie ein Flyer, den niemand liest. Selbst wenn du darin dein Angebot erklärst: Wenn niemand weiß, dass du existierst, oder wenn Besucher sofort wieder abspringen, hilft dir auch die schönste Startseite nichts.
Das eigentliche Problem: Viele Websites sind aus der Innenperspektive geschrieben: „Wir sind…“, „Unsere Leistungen…“, „Unsere Historie…“ Doch Kunden suchen keine Firmenportraits. Sie suchen Lösungen für ihre Probleme.
Was du stattdessen tun solltest: Stell deine Website auf den Prüfstand:
- Wird sie bei Google gefunden (SEO)?
- Führt sie zu einem klaren Ziel (Conversion)?
- Spricht sie die Sprache deiner Kunden (Relevanz)?
Erst dann wird deine Website zu einem echten Marketinginstrument, und nicht nur zur digitalen Visitenkarte.
Denkfehler #3: „Wir müssen nur bei Instagram posten“
„Wenn wir regelmäßig posten, kommen die Kunden von allein.“ Leider nein. Social Media ist kein Wunschbrunnen, sondern ein Werkzeug. Und wie jedes Werkzeug wirkt es nur, wenn du weißt, was du damit erreichen willst und für wen.
Viele Unternehmen investieren viel Zeit (und manchmal auch Geld) in Instagram, Facebook, LinkedIn & Co., aber alles ohne Plan. Es wird gepostet, was gerade da ist: ein Teamfoto hier, ein Produktbild da, vielleicht mal ein Zitat. Aber: Kein roter Faden, keine Botschaft, keine Relevanz für die Zielgruppe. Likes sind kein Umsatz. Sichtbarkeit ist keine Strategie. Und Reichweite ohne Resonanz ist oft nichts wert.
Das eigentliche Problem: Social Media wird häufig als Allheilmittel gesehen, vor allem, weil es vermeintlich kostenlos ist. Doch ohne klare Positionierung, Zielgruppenverständnis und Funnel-Strategie bleibt es ein Zeitfresser mit wenig Wirkung.
Was du stattdessen tun solltest:
- Definiere deine Social-Media-Ziele (z. B. Reichweite, Leads, Markenaufbau)
- Wähle die richtigen Plattformen (nicht überall präsent sein, sondern gezielt)
- Plane Inhalte entlang der Customer Journey
- Verknüpfe Social Media mit Landingpages, E-Mail-Listen oder anderen Kanälen
So wird aus „ein bisschen posten“ eine echte Content-Strategie, mit messbarer Wirkung.
Denkfehler #4: „Marketing macht der Praktikant“
„Da holen wir uns jemanden, der sich mit Social Media auskennt … einen jungen Praktikanten vielleicht.“ Dieser Gedanke klingt harmlos, ist aber oft der Anfang vom Ende. Denn Marketing ist keine Spielwiese für Einsteiger, sondern ein strategisches Steuerungsinstrument für dein gesamtes Unternehmen.
Natürlich kann ein motivierter Praktikant gute Impulse liefern. Aber wenn er ohne Strategie, klare Ziele oder erfahrene Anleitung ins kalte Wasser geworfen wird, entsteht vor allem eines: Aktionismus. Es wird gepostet, gestaltet, experimentiert, aber niemand weiß, warum. Oder ob es überhaupt etwas bringt.
Die eigentliche Gefahr: Marketing wird zur Nebensache erklärt. Nicht ernst genommen. Nicht geführt. Und dadurch verkommt es zu einer Sammlung von Einzelaktionen ohne Richtung. Das Ergebnis: unprofessioneller Außenauftritt, verpasste Chancen, und im schlimmsten Fall ein Schaden für die Marke.
Was du stattdessen tun solltest:
- Verankere Marketing als Führungsaufgabe, auch wenn du operativ delegierst
- Lege Ziele, Prozesse und Budgets fest
- Führe dein Team oder deine Dienstleister mit klaren Vorgaben
- Investiere nicht nur Zeit, sondern auch Know-how
Denn gutes Marketing entsteht nicht durch Zufall. Sondern durch Verantwortung.
Denkfehler #5: „Wir sind doch schon sichtbar genug“
„Man kennt uns doch.“ Ein Satz, der vor allem in etablierten Unternehmen häufig fällt. Und ja, vielleicht kennt man dich in deiner Region, in deiner Branche oder bei Bestandskunden. Aber Sichtbarkeit allein ist noch lange kein Erfolgsgarant. Denn: Sichtbarkeit ist nicht gleich Relevanz.
Nur weil du präsent bist, heißt das nicht, dass du auch in Erinnerung bleibst. Oder dass potenzielle Kunden verstehen, wofür du stehst. Oder warum sie gerade jetzt bei dir anfragen sollten. Viele Unternehmen verwechseln Aktivität mit Wirkung. Sie schalten Anzeigen, posten auf Social Media, verteilen Flyer, und wundern sich, warum der Umsatz stagniert. Die Antwort: Sie sagen viel, aber oft nicht das Richtige.
Das eigentliche Problem: Es fehlt an inhaltlicher Tiefe, Kundensprache und konkretem Nutzenversprechen. Die Kommunikation dreht sich um das Unternehmen selbst, nicht um die Probleme und Ziele der Kunden.
Was du stattdessen tun solltest:
- Stelle dir ehrlich die Frage: „Sind wir für unsere Zielgruppe wirklich relevant?“
- Prüfe, ob deine Inhalte Probleme lösen oder nur dich selbst beschreiben
- Entwickle eine klare Kernbotschaft und ziehe sie durch alle Kanäle
Denn echte Sichtbarkeit entsteht nicht durch Masse, sondern durch Bedeutung.
TL;DR | Denkfehler sind normal, aber behebbar
Marketing ist kein Naturtalent und keine Glückssache, es ist ein Handwerk. Und wie bei jedem Handwerk passieren am Anfang Fehler. Denkfehler. Kurzschlüsse. Umwege. Das ist nicht schlimm, solange du bereit bist, daraus zu lernen.
Die gute Nachricht: Die meisten dieser Denkfehler lassen sich schnell erkennen und gezielt beheben. Es braucht dafür weder ein Millionenbudget noch eine komplette Neuausrichtung. Es braucht vor allem eins: Klarheit.
- Klarheit darüber, was Marketing wirklich ist.
- Klarheit über deinen Kunden, dein Angebot und deinen Nutzen.
- Und Klarheit über den Unterschied zwischen Aktion und Strategie.
Wenn du Marketing nicht als „Abteilung“ oder „Kampagne“, sondern als systemischen Erfolgsfaktor begreifst, wirst du anders entscheiden. Und besser. Denn am Ende gilt: Marketing ist nicht das, was du tust, wenn du Zeit hast … sondern das, was dich sichtbar, verständlich und relevant macht.