4. August 2025

Eitel Daniel

So entwickelst du treffsichere Kommunikation

Foto von Javi Hoffens

Du kannst das beste Produkt haben. Du kannst eine wunderschöne Website, ein ausgeklügeltes Angebot und viel Werbebudget zur Verfügung haben, aber wenn du nicht weißt, wer deine Kunden wirklich sind, was sie bewegt und wie sie ticken, dann verpufft all das wie heiße Luft. Denn Marketing ist keine Einbahnstraße. Es ist ein Dialog. Und wie in jedem guten Gespräch entscheidet sich der Erfolg nicht daran, was du sagst, sondern daran, ob es dein Gegenüber versteht und sich angesprochen fühlt.

Genau hier kommen Zielgruppenanalyse und Buyer Personas ins Spiel. Sie helfen dir, deine Kommunikation zu schärfen, die richtigen Kanäle zu wählen, bessere Inhalte zu erstellen, und vor allem: Relevanz zu erzeugen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du systematisch mehr über deine Zielgruppe herausfindest, realistische und umsetzbare Personas entwickelst und diese als Grundlage für eine präzise, wirkungsvolle Kommunikation nutzt. Denn am Ende gilt: Wer seine Kunden besser versteht, gewinnt.

Zielgruppe ≠ Persona

Viele sprechen von „Zielgruppen“ und meinen damit oft vage definierte Menschengruppen wie „mittelständische Unternehmen“, „technisch affine Männer zwischen 30 und 50“ oder „Eltern mit Digitalisierungsbedarf“. Klingt sinnvoll, ist aber selten konkret genug. Eine Zielgruppe ist ein guter Startpunkt. Sie hilft dir dabei, erste Filter zu setzen: nach Branche, Alter, Einkommen oder Interessen. Aber sie sagt dir nicht, wie deine potenziellen Kund:innen denken, fühlen oder entscheiden.

Und genau deshalb brauchst du Personas. Eine Buyer Persona ist ein detailliertes, fiktives Profil eines idealen Kunden, basierend auf echten Daten und realen Verhaltensmustern. Sie gibt deiner Zielgruppe ein Gesicht, eine Stimme, eine Geschichte. Sie macht abstrakte Märkte menschlich und damit greifbar für deine Kommunikation.

Eine gute Persona ist:

  • realistisch, aber fiktiv
  • faktenbasiert, aber emotional
  • konkret, aber flexibel genug für Anwendung in Content, Vertrieb und UX

Beispiel: Statt „Marketingverantwortliche im B2B“ sagst du: „Stefan, 38, Marketingleiter bei einem Maschinenbauer. Er kämpft mit zu vielen Baustellen, zu wenig Personal, und sucht nach pragmatischen digitalen Lösungen, die nicht vom Vertrieb blockiert werden.“

Mit diesem Wissen kannst du Inhalte formulieren, die nicht nur informieren, sondern treffen.

Die Grundlagen der Zielgruppenanalyse

Bevor du Personas entwickelst oder Kampagnen planst, musst du erst einmal die richtigen Fragen stellen. und zwar nicht dir selbst, sondern dem Markt. Denn gute Kommunikation beginnt mit dem Zuhören. Und Zielgruppenanalyse ist genau das: systematisches Zuhören.

Was du über deine Zielgruppe wissen solltest:

  1. Demografische Merkmale: Alter, Geschlecht, Beruf, Branche, Unternehmensgröße, Standort … all das hilft dir, ein erstes Raster zu erstellen.
  2. Ziele & Herausforderungen: Was will deine Zielgruppe erreichen, beruflich oder privat? Was steht ihr dabei im Weg?
  3. Informationsverhalten: Wo und wie informiert sich dein Kunde? Googelt er? Fragt er im Netzwerk? Liest er Fachmedien oder scrollt durch LinkedIn?
  4. Kaufverhalten & Entscheidungsprozesse: Wer entscheidet? Wie lange dauert die Kaufentscheidung? Was sind typische Hürden, Einwände oder Fragen?

Woher bekommst du diese Informationen?

  • Kundengespräche: Deine besten Insights kommen direkt von den Menschen, die bereits gekauft haben. Frag nach … am Telefon, per Interview oder E-Mail.
  • Sales- & Support-Teams: Niemand kennt Kundenbedenken besser als die, die täglich mit ihnen sprechen.
  • Website- und Social-Media-Analytics: Was wird geklickt, gelesen, ignoriert?
  • Online-Recherche: Bewertungen, Foren, Rezensionen, Reddit, Amazon … die digitale Welt ist voller echter Stimmen.
  • Tools:

Ziel der Analyse ist es, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was deine Zielgruppe wirklich interessiert, nicht nur, was du verkaufen willst.

Buyer Personas entwickeln

Die Zielgruppenanalyse gibt dir Daten, die Buyer Persona macht daraus ein Gesicht. Sie ist das Bindeglied zwischen Statistik und echter Kommunikation: eine fiktive, aber realitätsnahe Figur, die typische Merkmale deiner Kunden verkörpert.

Was gehört in eine gute Persona?

Ein überzeugendes Persona-Profil besteht in der Regel aus folgenden Elementen:

  • Name & Kurzbeschreibung: Gibt deiner Persona einen menschlichen Rahmen, z. B. „Sabine, 42, Teamleiterin Logistik im Mittelstand“
  • Hintergrund & Rolle: Was ist ihr Job? Welche Aufgaben hat sie? Welche Verantwortung trägt sie im Unternehmen oder im Alltag?
  • Ziele & Wünsche: Was will sie erreichen, z. B. Prozesse vereinfachen, Zeit sparen, besser mit dem Team arbeiten?
  • Herausforderungen & Pain Points: Was hält sie auf? Wo erlebt sie Frust, Unsicherheit oder Druck?
  • Informationsverhalten: Wo informiert sie sich? Nutzt sie Google, LinkedIn, Fachzeitschriften, persönliche Netzwerke?
  • Einwände & Bedenken: Was könnte sie von einem Kauf abhalten? Preis? Aufwand? Unsicherheit?
  • Sprachstil & Werte: Wie spricht sie? Formell oder locker? Ist ihr Nachhaltigkeit wichtig, Effizienz oder Status?

Beispiel: Persona „Sabine“

Sabine, 42 Jahre, Teamleiterin Logistik:

Arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen mit 150 Mitarbeitenden. Sie ist belastbar, lösungsorientiert, aber technikmüde. Ihre Hauptziele:

  • Abläufe vereinfachen
  • Fehlerquellen reduzieren
  • Mitarbeitende entlasten

Ihre größte Sorge: Ein neues System, das die Prozesse komplizierter macht oder schlecht angenommen wird. Sie informiert sich bevorzugt über Webinare und Fachartikel, spricht mit Kolleg:innen aus anderen Unternehmen und liest Produktvergleiche.

Wie viele Personas brauchst du?

Weniger ist mehr. Zwei bis drei wirklich durchdachte Personas sind oft besser als zehn halbgare. Denn jede Persona braucht Pflege, Validierung und Anwendung. Tipp: Teste deine Persona in der Praxis, sprich mit realen Kunden und frage: Klingt das nach dir? Trifft das deine Situation?

Persona-basierte Kommunikation

Eine gut ausgearbeitete Persona ist kein Selbstzweck. Sie ist kein hübsches PDF für die Schublade. Sie ist der Startpunkt für deine Kommunikation … in Wort, Bild und Kanal. Denn nur wenn du weißt, wie deine Zielperson denkt, spricht und entscheidet, kannst du Inhalte erstellen, die wirklich relevant sind. Und genau darin liegt der Unterschied zwischen Werbung, die stört, und Marketing, das wirkt.

Wie wendest du Personas in der Kommunikation an?

  1. Website-Texte
    • Passe Ansprache und Tonalität an: Will deine Persona Sicherheit oder Innovation?
    • Verwende Begriffe, die sie nutzt, nicht nur Fachjargon oder Marketingsprache.
  2. Content-Marketing & Blog
    • Beantworte genau die Fragen, die deine Persona stellt.
    • Nutze Themen, die in ihrem Alltag eine Rolle spielen (z. B. „Wie Sie Prozesse digitalisieren, ohne das Team zu überfordern“).
  3. Newsletter & E-Mail-Kampagnen
    • Entwickle Betreffzeilen, die ihr Bedürfnis direkt ansprechen.
    • Gliedere Inhalte klar und nutzwertig, z. B. mit Checklisten, Fallbeispielen oder kurzen How-tos.
  4. Social Media
    • Wo hält sich deine Persona auf? LinkedIn, Facebook, YouTube?
    • Poste in einem Format, das zu ihrem Medienverhalten passt, z. B. Karussell für LinkedIn, Video für Instagram.

Zwei Beispiele: gleiche Info, unterschiedliche Sprache:

Für „Sabine, Logistikleiterin“: „So machen Sie Ihre Lagerprozesse effizienter, ohne neue Komplexität.“

Für „Tobias, Startup-Founder“: „3 Hacks, wie du dein Fulfillment in 30 Tagen skalierst, mit weniger Aufwand.“

Personas helfen dir nicht nur zu planen … sie helfen dir zu treffen. Du sprichst nicht in die Masse, sondern in den Kopf und das Herz deiner Kunden.

Die häufigsten Fehler

Viele Marketingverantwortliche erstellen einmal eine Persona, und wundern sich später, warum die Kommunikation nicht zündet. Oder schlimmer: Sie glauben, sie „kennen“ ihre Zielgruppe, obwohl sie eigentlich nur raten. Hier sind die typischen Fehler und wie du sie vermeidest:

1. Bauchgefühl statt Daten

Wenn du Personas basierend auf Annahmen erstellst („Unsere Kunden sind halt eher konservativ“), tappst du schnell in die Selbstbestätigungsfalle.

Lösung: Baue deine Personas auf echten Gesprächen, Beobachtungen und Nutzerdaten auf.

2. Zu allgemein oder zu komplex

„Zwischen 25 und 60, technikaffin, lösungsorientiert“ ist keine Persona, das ist ein unbrauchbares Profil. Genauso wenig hilft dir eine 10-seitige PowerPoint, die niemand liest.

Lösung: Halte deine Persona kompakt, klar und mit Bezug zur Praxis.

3. Persona bleibt im Marketingteam

Wenn Vertrieb, Produktentwicklung oder Kundenservice nichts von deiner Persona wissen, verpufft ihr Wert.

Lösung: Teile deine Persona teamübergreifend. Binde alle mit ein, auch in der Entwicklung und im Service.

4. Keine Aktualisierung

Märkte verändern sich. Kundenverhalten auch. Deine Persona von vor drei Jahren ist heute vielleicht überholt.

Lösung: Überprüfe regelmäßig, ob deine Persona noch zur Realität passt und passe sie bei Bedarf an.

Merke: Eine gute Persona ist kein Kunstwerk. Sie ist ein Werkzeug, um präziser, empathischer und wirkungsvoller zu kommunizieren.

TL;DR | Wer seine Kunden kennt, kommuniziert besser

Zielgruppenanalyse und Personas sind nicht nur Tools für große Marken mit riesigen Budgets. Sie sind das Fundament für jede Form von wirksamer Kommunikation, auch (und gerade) im Mittelstand, bei Solo-Selbstständigen oder Startups. Denn wer seine Kunden wirklich versteht, schreibt bessere Texte, gestaltet passendere Angebote, trifft den richtigen Ton und spart sich teure Streuverluste.

Eine Persona ist dabei kein starres Profil, sondern ein lebendiges Bild deiner idealen Kund:innen. Sie erinnert dich daran, für wen du eigentlich arbeitest. Und sie zwingt dich, raus aus dem Elfenbeinturm zu gehen, rein in die Perspektive deiner Zielgruppe.

Das Ergebnis? Kein lautes Marketing, sondern relevantes!

Also: Nimm dir die Zeit, deine Zielgruppe zu verstehen. Sprich mit ihr. Hör zu. Und entwickle daraus Profile, die dich jeden Tag besser kommunizieren lassen. Denn am Ende entscheidet nicht dein Produkt über den Erfolg, vielmehr die Verbindung zum Menschen, der es kauft.

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