1. September 2025

Eitel Daniel

Social Recruiting für KMU leicht gemacht

Foto von Clem Onojeghuo

Vielleicht kennst du das Problem auch: Die Auftragsbücher sind voll, aber die passenden Leute fehlen. Wochenlang steht eine Stellenanzeige in der Zeitung oder auf einem Portal, doch es meldet sich kaum jemand. Frust macht sich breit. Oft liegt es nicht daran, dass der Job nicht interessant wäre, sondern daran, wie er nach außen präsentiert wird.

Eine Stellenanzeige ist die erste Bühne, auf der ein Unternehmen zeigt, wer es ist. Für Bewerberinnen und Bewerber ist sie oft der erste Kontaktpunkt. Und wie im echten Leben zählt der erste Eindruck. Gerade für kleine Betriebe, die nicht mit großen Gehältern oder Firmenwagen punkten können, ist eine sympathische, klare und ehrliche Kommunikation der Schlüssel, um überhaupt ins Gespräch zu kommen.

Die Stellenanzeige als erste Bühne

Stellenanzeigen werden in vielen kleinen Betrieben eher stiefmütterlich behandelt. Da wird ein alter Text herausgekramt, ein paar Details angepasst und schnell hochgeladen. Dann heißt es warten. Doch die Zeiten, in denen sich Kandidaten von selbst gemeldet haben, sind vorbei.

Nehmen wir den fiktiven Handwerksbetrieb „Müller & Sohn“ als Beispiel. Seit Jahren sucht er Auszubildende, schaltet aber immer denselben Text. Dort steht, dass es sich um einen abwechslungsreichen Job in einem engagierten Team handelt. Die Rückmeldungen bleiben dürftig. Erst als die Firma den Mut fasst, eine Anzeige zu schreiben, die wirklich erzählt, wie es im Betrieb zugeht, ändert sich die Lage. Sie beschreibt, dass die Azubis morgens direkt mit auf Baustellen fahren, dass sie bei Kundenkontakt dabei sind und schnell Verantwortung übernehmen. Auf einmal melden sich junge Leute, die Lust haben, genau das auszuprobieren.

Der Unterschied ist klar. Wer nur Standardtexte veröffentlicht, bleibt unsichtbar. Wer ehrlich beschreibt, was den Alltag besonders macht, erzeugt Neugier.

Was eine gute Anzeige ausmacht

Eine gute Stellenanzeige ist wie eine kleine Geschichte. Sie fängt mit einer Überschrift an, die sofort verständlich ist. Dann folgt ein Einstieg, der erklärt, warum dieser Job spannend ist. Danach kommen Informationen zum Unternehmen, zu den Aufgaben und zu den Anforderungen. Zum Schluss geht es um die Vorteile und darum, wie man sich unkompliziert bewerben kann.

Das klingt simpel, aber in der Praxis machen viele Unternehmen es kompliziert. Sie nutzen interne Jobtitel, die niemand versteht, oder sie verlieren sich in langen Listen von Aufgaben. Dabei reicht es, die wesentlichen Punkte klar zu nennen.

Ein kleines Beispiel: Der Online-Shop „Green & Local“ suchte eine Mitarbeiterin für Kundenservice und Social Media. In der ersten Version hieß es „Mitarbeiterin für operative Abwicklung digitaler Kundeninteraktionen“. Kaum jemand klickte die Anzeige an. Dann wurde der Text geändert in „Kundenservice und Social Media Betreuung im nachhaltigen Online-Shop“. Auf einmal war klar, worum es geht, und die Bewerbungen kamen.

Eine Anzeige muss also nicht hochgestochen klingen. Sie soll verständlich, ehrlich und nahbar sein.

Klartext statt Floskeln

Viele Stellenanzeigen sind voll von Floskeln. Dort steht, dass man in einem „motivierten Team“ arbeitet oder dass „abwechslungsreiche Aufgaben“ warten. Doch das sagt wenig aus. Bewerberinnen und Bewerber wollen wissen, was sie wirklich erwartet.

Ein kleines Beratungsunternehmen hat das auf die harte Tour gelernt. In seinen Anzeigen stand jahrelang, dass man spannende Projekte und flache Hierarchien biete. Doch kaum jemand konnte sich etwas darunter vorstellen. Erst als die Firma beschrieb, dass die Mitarbeitenden in kleinen Teams direkt mit Geschäftsführern von Kundenunternehmen arbeiten und schon früh Verantwortung für eigene Projekte übernehmen, wurde die Anzeige greifbar.

Klartext bedeutet, konkret zu sein. Statt „attraktives Umfeld“ lieber erklären, dass das Büro im Zentrum liegt und gut mit dem Fahrrad erreichbar ist. Statt „gute Entwicklungsmöglichkeiten“ lieber beschreiben, welche Schulungen angeboten werden oder wie Karriereschritte aussehen.

Pflicht und Kür

Natürlich muss eine Anzeige bestimmte Informationen enthalten. Jobtitel, Aufgaben, Anforderungen, Arbeitsort und Bewerbungsweg gehören dazu. Das ist die Pflicht. Doch die Pflicht allein reicht nicht.

Die Kür macht den Unterschied. Sie besteht darin, Einblicke in die Arbeitswelt zu geben, Entwicklungsmöglichkeiten zu beschreiben und zu zeigen, wofür das Unternehmen steht. Genau das bleibt im Kopf hängen.

Ein kleines Beispiel. Ein Handwerksbetrieb schreibt nicht nur, dass er Monteure sucht, sondern erzählt, dass seine Mitarbeitenden auf Baustellen im ganzen Saarland unterwegs sind, immer in festen Teams arbeiten und gemeinsam frühstücken, bevor es losgeht. Solche Details machen Lust, Teil davon zu sein.

Wo Anzeigen wirken

Nicht jede Plattform ist gleich wirksam. Große Jobportale wie Indeed oder StepStone haben eine enorme Reichweite. Aber dort konkurrieren kleine Betriebe mit den ganz Großen. Oft gehen ihre Anzeigen in der Masse unter.

Für viele KMU sind spezialisierte Portale oder regionale Plattformen sinnvoller. Ein kleiner Schreinerbetrieb hat über die IHK-Jobbörse passgenaue Bewerbungen bekommen, während seine Anzeige auf einem großen Portal kaum Resonanz erzeugte.

Und dann gibt es Social Media. Für den Online-Shop „Green & Local“ war ein kurzer Instagram-Post mit einem sympathischen Foto des Teams erfolgreicher als jede klassische Anzeige. Ein Azubi meldete sich direkt, weil er die Stimmung im Bild mochte und sich vorstellen konnte, dort zu arbeiten.

Die eigene Website darf dabei nicht vergessen werden. Eine gut gepflegte Karriereseite ist für viele Bewerber der erste Anlaufpunkt. Wer dort aktuelle Stellen, Einblicke ins Team und eine einfache Bewerbungsfunktion bietet, hat einen klaren Vorteil.

Social Recruiting verstehen

Social Media ist kein Bonus mehr, sondern für viele Zielgruppen der wichtigste Kanal. Junge Leute verbringen viel Zeit auf Plattformen wie Instagram oder TikTok. Wer sie erreichen will, muss dort sichtbar sein.

Ein Handwerksbetrieb hat zum Beispiel kleine Videos veröffentlicht, in denen Azubis erzählen, was ihnen Spaß macht. Diese Videos wurden im Umfeld geteilt und sorgten dafür, dass Bewerbungen von Jugendlichen kamen, die den Betrieb vorher gar nicht kannten.

Social Recruiting bedeutet nicht, einfach nur eine Anzeige ins Netz zu stellen. Es geht darum, Geschichten zu erzählen, die Vertrauen schaffen. Das kann ein Blick in den Arbeitsalltag sein, ein Foto vom Team oder eine kurze Story über ein Projekt.

Mobile First und kurze Aufmerksamkeit

Fast jeder schaut sich Stellenanzeigen auf dem Smartphone an. Das bedeutet, Texte müssen kurz und übersichtlich sein. Lange Absätze oder komplizierte Formulierungen schrecken ab.

Man muss sich vorstellen, wie eine potenzielle Bewerberin in der Bahn sitzt, durch ihr Handy scrollt und nur wenige Sekunden Zeit hat. Wenn sie in diesem Moment nicht sofort erkennt, worum es geht, ist sie weg. Deshalb sollten Jobtitel, Aufgaben und Vorteile direkt ins Auge springen.

Auch der Bewerbungsprozess sollte mobil funktionieren. Wenn man am Handy nicht ohne Weiteres ein Formular ausfüllen kann, ist die Chance vertan. Kleine Unternehmen können hier punkten, indem sie eine einfache Kontaktaufnahme anbieten, zum Beispiel über eine kurze Nachricht oder ein Telefonat mit der Chefin.

Erfolg messen, ohne komplizierte Kennzahlen

Viele Inhaber kleiner Betriebe scheuen sich davor, Kennzahlen auszuwerten. Dabei braucht es dafür keine komplizierte Software. Ein einfacher Blick reicht oft.

Man kann zählen, wie viele Bewerbungen auf eine Anzeige eingehen. Man kann vergleichen, über welchen Kanal die meisten Bewerbungen kommen. Und man kann prüfen, wie viele der Bewerbungen wirklich passen.

Ein Online-Shop hat beispielsweise gemerkt, dass über Instagram zwar viele Klicks kommen, aber die wirklich passenden Bewerberinnen über die eigene Website den Kontakt suchen. So konnte er entscheiden, wo er seine Energie in Zukunft hineinsteckt.

Es geht nicht darum, möglichst viele Daten zu sammeln, sondern zu verstehen, was funktioniert und was nicht.

TL;DR | Recruiting ist Kommunikation

Wer gute Leute gewinnen will, muss klar sagen, wer er ist und was er bietet. Floskeln helfen nicht, Ehrlichkeit schon. Für kleine Unternehmen liegt darin eine große Chance. Sie können nahbar und authentisch auftreten, während große Konzerne oft in standardisierten Prozessen gefangen sind. Eine gute Stellenanzeige ist mehr als ein Pflichttext. Sie ist eine Einladung. Sie zeigt Haltung und Persönlichkeit. Und sie öffnet die Tür zu den Menschen, die das Unternehmen nach vorne bringen.

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