24. September 2025

Eitel Daniel

Von der Pressemitteilung zur echten Beziehung

Foto von AbsolutVision

Früher war PR für viele gleichbedeutend mit Pressemitteilungen. Meist ging es darum, Neuigkeiten an die Lokalzeitung oder ein Fachmagazin zu schicken. Heute sieht die Welt ganz anders aus. Kleine Unternehmen, Selbständige und Agenturen können ihre Botschaften selbst veröffentlichen und so Aufmerksamkeit erzeugen. Ob Social Media, Podcasts oder Fachportale, es gibt viele Wege, die eigenen Geschichten sichtbar zu machen.

Ein Beispiel dafür ist ein kleiner Online-Shop für handgemachte Seifen. Früher hätte er vielleicht versucht, mit einer Pressemitteilung in der Regionalzeitung erwähnt zu werden. Heute betreibt die Gründerin einen kleinen Blog, auf dem sie Einblicke in die Produktion gibt, und lässt sich ab und zu für Podcasts zu nachhaltigem Konsum interviewen. Das verschafft ihr Reichweite, ohne dass sie ein großes PR-Budget braucht.

PR ist mehr als Schlagzeilen

Wenn man an PR denkt, kommt schnell das Bild der großen Medienhäuser in den Kopf. Dabei geht es längst um mehr. PR bedeutet, Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Das betrifft nicht nur Journalistinnen und Journalisten, sondern auch Kunden, Partner und Mitarbeitende.

Ein Beratungsunternehmen aus München zeigt, wie das aussehen kann. Es veröffentlicht regelmäßig Fachbeiträge auf seiner Website, teilt kurze Einschätzungen zu aktuellen Gesetzesänderungen bei LinkedIn und arbeitet mit einem Branchenportal zusammen, um dort Interviews zu platzieren. Auf diese Weise entsteht ein konsistentes Bild, das Vertrauen bei der Zielgruppe schafft. Werbung mag schneller sein, doch sie verschwindet auch schnell wieder. PR wirkt langfristiger, weil sie auf Glaubwürdigkeit setzt.

Themen finden, die relevant sind

Nicht jedes Detail aus dem Unternehmensalltag interessiert die Öffentlichkeit. Eine PR-Strategie beginnt immer damit, Themen zu identifizieren, die über das Tagesgeschäft hinaus Bedeutung haben. Journalisten und auch die eigene Zielgruppe suchen Geschichten, die einordnen, erklären oder inspirieren.

Ein Beispiel: Eine kleine Agentur für Interior Design erzählt nicht nur, dass sie ein neues Büro eröffnet hat. Stattdessen stellt sie eine Geschichte über die wachsende Bedeutung von nachhaltigen Materialien in der Raumgestaltung in den Vordergrund. Die Eröffnung des Büros wird so in einen größeren Zusammenhang gestellt, der auch für andere interessant ist.

Die Kunst besteht darin, Alltägliches so aufzubereiten, dass es für Außenstehende einen Mehrwert hat. Ob eine ungewöhnliche Gründungsgeschichte, Einblicke ins Team oder eine klare Haltung zu Branchentrends – überall schlummern Themen, die erzählt werden können.

Der richtige Umgang mit Presse und Medien

Wer in den Medien erscheinen möchte, muss verstehen, wie Redaktionen arbeiten. Kontakte entstehen nicht über Nacht. Es braucht Zeit, Verlässlichkeit und Respekt.

Eine kleine Beratungsfirma in Hamburg hat es vorgemacht. Statt eine Standardmail an dutzende Redaktionen zu schicken, hat sie recherchiert, welche Fachjournalisten regelmäßig über Themen wie Unternehmensnachfolge schreiben. Dann hat sie eine kurze Analyse zu aktuellen Zahlen vorbereitet und mit einem individuellen Anschreiben verschickt. Das Ergebnis war eine Veröffentlichung in einem Fachmagazin.

Solche Kontakte entfalten ihren Wert erst mit der Zeit. Wer regelmäßig relevante Inhalte liefert und verlässlich bleibt, wird irgendwann selbst angefragt. PR funktioniert wie jede Beziehung: Man muss sie pflegen, auch wenn nicht jede Geschichte sofort veröffentlicht wird.

Pressemitteilungen, die wirklich gelesen werden

Wenn Pressemitteilungen verschickt werden, kommt es auf den richtigen Aufbau an. Journalisten wollen Fakten, keine Marketingsprache. Die wichtigsten Informationen gehören gleich an den Anfang.

Ein Beispiel: Statt „Das Unternehmen XY bringt eine bahnbrechende Innovation auf den Markt“ schreibt ein Start-up für Softwarelösungen lieber „Das Saarbrücker Start-up XY stellt erstmals eine Software vor, mit der kleine Firmen ihre Buchhaltung automatisieren können“. Damit ist sofort klar, worum es geht.

Kurze Absätze, ein klarer Einstieg und konkrete Zahlen machen eine Mitteilung nützlich. Am Ende gehört eine Kontaktperson dazu, die erreichbar ist. So wird die Arbeit der Redaktionen erleichtert und die Chance auf Veröffentlichung steigt.

Sichtbarkeit außerhalb der großen Medien

Man muss nicht immer in der Tagesschau vorkommen, um wirksam zu kommunizieren. Fachmedien, Podcasts und Branchenportale haben oft eine viel direktere Wirkung auf die Zielgruppe.

Ein Beispiel: Ein kleines Architekturbüro aus Nürnberg wurde in einem Podcast über nachhaltiges Bauen vorgestellt. Das brachte zwar keine riesigen Zugriffszahlen, aber genau die Art von Aufmerksamkeit, die neue Aufträge erzeugte. Fachmedien sind meist viel näher an der Zielgruppe, weil ihre Leserinnen und Hörer gezielt nach Informationen suchen.

Auch Branchenportale haben ihre Wirkung. Wer hier Fachartikel platziert oder als Experte in einem Expertenverzeichnis auftaucht, verbessert zugleich sein Google-Ranking. Das bringt langfristig neue Kontakte, ohne dass große Budgets nötig sind.

Empfehlungen wirken stärker als Werbung

Ein weiterer wichtiger Baustein moderner PR sind Stimmen von außen. Ob Influencer, zufriedene Kunden oder Fachleute – sie alle verleihen einer Botschaft mehr Gewicht als eine klassische Werbeanzeige.

Für einen kleinen Online-Shop für Sportartikel können Kundenbewertungen viel bewirken. Wenn Kundinnen in kurzen Videos erzählen, warum sie dort kaufen, wirkt das glaubwürdiger als jeder Werbespruch.

Im B2B-Bereich sind es oft Experten oder Fachleute, die ihre Reichweite einbringen. Eine IT-Agentur aus Frankfurt hat mit einem Professor für Cyber Security ein Whitepaper verfasst. Das wurde nicht nur in der Fachpresse zitiert, sondern auch auf Konferenzen genutzt. So entstand Sichtbarkeit, die weit über klassische Werbung hinausging.

Auch kleine Influencer können interessant sein. Eine lokale Ernährungsberaterin mit ein paar tausend Followern, die die Seifen eines kleinen Shops empfiehlt, erreicht ihre Community direkter und glaubwürdiger als ein großer Account mit Millionen Reichweite.

Vertrauen ist der Schlüssel

Am Ende geht es bei PR um Vertrauen. Reichweite allein bringt wenig, wenn sie nicht glaubwürdig ist. Menschen folgen keinen Logos, sondern Geschichten und Stimmen, die sie für authentisch halten.

Ein Familienbetrieb in der dritten Generation, der offen über seine Werte spricht und Kundengeschichten teilt, wirkt nahbar und echt. Eine junge Agentur, die transparent zeigt, wie sie arbeitet, baut schneller Glaubwürdigkeit auf als jede Werbekampagne.

PR bedeutet heute, mit Geschichten präsent zu sein, die Menschen bewegen. Kleine Unternehmen müssen dafür nicht das größte Budget haben. Sie brauchen nur den Mut, ihre Geschichten sichtbar zu machen und Beziehungen aufzubauen, die auf Vertrauen basieren.

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